Zivilgesellschaftliches Forderungspapier zum Qualitätsentwicklungsgesetz mit bundesweiten Standards

Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, das Gesetz zur Weiterentwicklung der Qualität und zur Teilhabe in der Kindertagesbetreuung (Gute- Kita- Gesetz) bis zum Ende der Legislaturperiode gemeinsam mit den Ländern in ein Qualitätsentwicklungsgesetz mit bundesweiten Standards zu überführen. Ein breites Bündnis verschiedener Verbände, Organisationen und Akteur:innen begleitet den Prozess kritisch – konstruktiv und bringt mit dem vorliegenden Forderungspapier seine Expertise ein.

Bestmögliche Bildung, Betreuung und Erziehung für unsere Kinder
Bildung ist der Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben und zur Teilhabe an unserer demokratischen Gesellschaft. Die dauerhafte Qualitätsverbesserung frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung ist daher von gesamtgesellschaftlicher Tragweite.

Fachkräfte als Schlüssel für Qualität
Da Kinder keine kontextlosen Wesen sind, sind sie essenziell auf Pädagog:innen und Bezugspersonen angewiesen, die Bindungsangebote und Vertrauen her- und sicherstellen. Die Qualifikation, die Kompetenzen, die Haltung sowie die angemessene pädagogische Personalausstattung sind entscheidende Faktoren für eine erfolgreiche Bildungsbiografie von allen Kindern, insbesondere von Kindern in herausfordernden Lebenslagen.

Ein Angebot, das zu den Bedarfen der Kinder und Eltern passt
Familien in Deutschland sind heterogen, das Angebot der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung muss sich an der Lebensrealität der Familien in all ihrer Vielfalt orientieren. Das Angebot ist so auszugestalten, dass Eltern – insbesondere im Sinne ihrer Kinder – auswählen können, was ihren Bedürfnissen entspricht. Dabei ist darauf zu achten, dass auch Familien mit Zuwanderungsgeschichte teilhaben und von qualitativ hochwertigen Angeboten profitieren können.

Ausgaben für die Kindertagesbetreuung sind Investitionen in die Zukunft unserer Kinder und unserer Gesellschaft
Voraussetzung für eine dauerhafte Verbesserung der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung in Deutschland ist eine ausreichende und verlässliche Finanzierung. Denn nur so können in Kindertageseinrichtungen Grundlagen für eine gelingende Bildungsbiografie vermittelt werden.

Pressekontakt: Geschäftsstelle BEVKi
Telefon 030 698077-232/1
info@bevki.de

#BildungswendeJETZT

Lange arbeiten wir auf den bundesweiten Bildungsprotest #BildungswendeJETZT hin. Samstag (23.09.) ist es nun endlich soweit. Die Mitglieder des Verbandes treffen sich bereits um 10:30 vor dem Ampelmannshop Unter den Linden, Ecke Friedrichstraße, damit wir gemeinsam am Protest teilnehmen können.

Zudem haben wir unterschiedliche Plakate zum Selbstdruck vorbereitet. Ihr könnt euch euren Lieblingsspruch aussuchen und diesen auf A4 bzw. 2x A4 drucken.
Die Plakate haben zwei Seiten. Druckt trotzdem einseitig aus und klebt die Blätter dann auf eine Pappe.

Wir freuen uns sehr, euch am Samstag zu sehen. 🙂

Treffen in der Senatsverwaltung mit Hr. Weidner, Fr. Pampel und Fr. Schulte

Heute waren wir bei der Senatsverwaltung und haben mit Herrn Weidner (Referatsleiter Frühkindliche Bildung und Tagesbetreuung), mit Frau Pampel (Leitung der AG Sozialpädagogische Fachkräfte) und Frau Schulte (ebenfalls von der AG) über die aktuellen Regelungen zur Anerkennung als Fachkraft und zum Quereinstieg gesprochen. Das Gespräch war sehr konstruktiv und wir konnten deutlich machen, welche Schwierigkeiten und welche Mehrbelastung die Fachkräfte in den Kitas dadurch haben. Wegen des akuten Personalmangels waren diese Maßnahmen nach Aussage von Herrn Weidner notwendig, um den Rechtsanspruch auf Kita-Plätze umzusetzen. Langfristig wird der Fokus wieder auf Qualität liegen, versicherte er. Geplant ist eine Absenkung der Anrechnung für Auszubildende auf den Personalschlüssel! Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Berlin unterstützt die Bemühungen um bundeseinheitliche Standards für die Kitas, wobei die große Frage ist, auf welches Niveau man sich einigen wird.
Geplant ist ein Bildungsgipfel Berlin, wir als Verband werden auch dabei sein!
Wir konnten also schon einiges bewegen.

Berliner Kita-Kongress: „Starke Fachkräfte in schwierigen Zeiten!“

Der Kongress wird vom Landesverband sozialpädagogischer Fachkräfte Berlin e.V., der Euro Akademie Berlin und ibbw-consult, Institut für berufsbezogene Beratungund Weiterbildung, Göttingen und Berlin, veranstaltet.

„Starke Fachkräfte in schwierigen Zeiten!“

Termin: Freitag, 15. März 2024

Uhrzeit: von 9 bis 16 Uhr

Ort: Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin

Weitere Informationen und Anmeldung demnächst unter: www.kita-kongress-berlin.de

Kontakt: kkb@ibbw-consult.de

10 Jahre Rechtsanspruch auf Kita-Betreuung – kein Grund zum Feiern!

Wenn wir uns als Gesellschaft einig sind, dass Kinder das Wichtigste sind, was wir haben, muss frühkindliche Bildung und eine kindgerechte Betreuung, auch wenn es um die Finanzierung geht, an erster Stelle stehen.

Die Kita-Fachkräfteverbände fordern Bund, Länder und Kommunen auf, endlich deutschlandweit eine Kita-Qualität nach wissenschaftlichen Mindestanforderungen gesetzlich festzuschreiben und zu finanzieren. Für jedes Kind, egal in welchem Bundesland es lebt, muss eine kindgerechte Bildungs- und Betreuungsqualität gewährleistet werden.

Vor 10 Jahren trat auf Bundesebene der Rechtsanspruch auf Betreuung in einer Kita oder Kindertagespflege in Kraft. Bereits 2013 bestanden Zweifel an der Umsetzbarkeit.

Die Kita-Fachkräfteverbände sind sich einig, dass Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit unter den aktuellen Rahmenbedingungen auf der Strecke bleiben. Die ersten Lebensjahre sind entscheidend für die Entwicklung eines Kindes. Hier werden die Grundlagen der Bildungsbiografie gelegt, Talente gefördert oder viel Potential brachliegen gelassen.

Wir brauchen endlich ein Kita-Qualitätsgesetz, das seinen Namen zu Recht trägt. Dafür müssen Bund, Länder und Kommunen gemeinsam festlegen, wer zu welchen Teilen einen kindgerechten Kita-Alltag für unsere Jüngsten finanziert.

Kindgerechte Kitas sind keine Frage des Schicksals, sondern des politischen Willens.

An die FDP-Bundestagsfraktion

Die FDP betont in Ihrem Parteiprogramm, wie wichtig ihr die frühkindliche Bildung ist und sagt: „Unsere Kinder lernen nie wieder so einfach, mühelos und gerne wie vor dem 6. Lebensjahr. Rückstände lassen sich danach auch kaum noch aufholen. Die frühkindliche Bildung legt den Grundstein für einen erfolgreichen späteren Bildungs-, Berufs- und Lebensweg. Deshalb wollen wir sie stärken, damit jedes Kind die gleichen Chancen hat. Wir Freie Demokraten fordern: „Kindertageseinrichtungen müssen gestärkt und als erste Stufe der Bildungskette verankert werden.“ Und weiter: „Wir Freie Demokraten wollen die Qualität der frühkindlichen Bildung stärken. Dafür müssen sich Bund und Länder auf ambitionierte gemeinsame Standards für Betreuungsschlüssel und frühkindliche Bildungsinhalte verständigen.“

Wenn Sie nun fordern, dass Menschen ohne gute Deutschkenntnisse in unseren Kitas arbeiten sollen, schieben Sie das Thema pädagogische Qualität zur Seite und stellen den Aspekt der Betreuung bzw. Verwahrung über Bildung und Förderung. Hauptsache, die Kinder sind unter und für möglichst viele Stunden am Tag betreut. Wenn für Sie eine Betreuung um jeden Preis am wichtigsten ist, steht dem Einsatz von Fachkräften mit mangelnden Sprachkenntnissen wenig entgegen.

Mindeststandards für eine kindgerechte Kita-Qualität

Kita-Fachkräfte wollen endlich ihren Beruf so ausüben, dass sie ihrem gesetzlichen Auftrag, Kinder bedürfnisorientiert zu betreuen, zu bilden und individuell zu fördern, nachkommen können. Das ist unter den aktuellen Rahmenbedingungen nur sehr eingeschränkt leistbar. „Unsere Kinder und ihre Familien brauchen individuelle Förderung, Achtsamkeit, Entwicklungsbegleitung und gute frühkindliche Bildung, anstatt einer Mangelverwahrung, wie sie aktuell vielerorts vorherrscht“ äußert sich Anja Braekow vom Verband Kita-Fachkräfte Baden-Württemberg dazu.
Aktuell werden in den Bundesländern die Verträge zwischen Bund und Land unterschrieben, um das Kita Qualitätsgesetz endlich in die Praxis einzubringen. Theoretisch gibt es die Gelder des Bundes seit Januar 2023, aber die Umsetzung ließ und lässt auf sich warten. Genügen die 4 Milliarden über 2 Jahre aus, um diese Ziele zuerreichen? Allen ist klar, dass in Kitas investiert werden muss, um Chancengleichheit zu erreichen, Bildungsgerechtigkeit zu ermöglichen sowie pädagogische Fachkräfte zu gewinnen und zu binden.

Brief an Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger

Als Experten und Expertinnen des Kita-Alltags möchten wir Kita-Fachkräfteverbände ins „Team Bildung“ mit einbezogen werden und unsere Perspektive in den Diskurs einbringen.

Die Bildungsbiografie beginnt in der Kita. Die Grundlagen werden in den ersten Lebensjahren gelegt. In der frühkindlichen Bildung kann vieles unterstützt, begleitet und gefördert, aber auch versäumt werden. Weder Wissenschaft noch Fachpraxis halten die Rahmenbedingungen in unseren Kitas für kindgerecht. Kein Bundesland erfüllt die fachlichen Anforderungen in Bezug auf personelle und oft auch räumliche Ausstattung. Der immer massiver werdende Fachkräftemangel tut sein Übriges, dass unser Kita-System kollabiert.

Gemeinsame Pressemitteilung der deutschlandweiten Kita-Fachkräfte Verbände zum Kita-Gipfel gegen Kita-Kollaps

Auf der Länder- und Bundesebene werden immer mehr Stimmen laut, die einen Kita- Gipfel fordern. So in der aktuellen Stunde zum Fachkräftemangel in Kitas Anfang Februar im deutschen Bundestag. Die Situation ist vom Norden bis in den Süden angespannt und so problematisch, dass immer mehr Kitas Öffnungszeiten oder Kinderzahlen reduzieren müssen oder ganze Gruppen geschlossen werden. Unsere Mitglieder berichten kontinuierlich davon, dass sie dauerhaft in Unterbesetzung arbeiten und Bildungsarbeit, bedürfnisorientierte Betreuung und Förderung kaum mehr möglich sind. Die Gesundheit vieler pädagogischen Fachkräfte leidet und die psychische Belastung nimmt immer weiter zu.

Die Kita- Fachkräfteverbände schließen sich aus diesem Grund der Forderung nach einem Kita- Gipfel an. Es braucht endlich eine ehrliche Analyse der Ursachen für die vielfältigen Probleme im Kita- Bereich und einen entschlossenen politischen Willen, bessere Rahmenbedingungen zu etablieren. Das System muss auf neue tragfähige Füße gestellt werden. Weitere Qualitätsverluste sind im Sinne der Kinder und der Fachkräfte inakzeptabel. Über die erforderlichen räumlichen und personellen Standards, die eine kindgerechte pädagogische Qualität ermöglichen, sind sich Fachwelt und Fachpraxis seit Jahren einig. Diese Anforderungen an eine gute Kita-Qualität müssen nun endlich umgesetzt werden.

Das kann nicht über Nacht, aber schrittweise durch konkrete Vorgaben und ausreichende finanzielle Mittel geschehen. Kindgerechte Personalschlüssel und adäquate Räumlichkeiten sind außerdem die beste Motivation zur Fachkräftegewinnung und Fachkräftesicherung. Im Sinne der Bildungsgerechtigkeit trägt der Bund die Verantwortung, in allen Bundesländern vergleichbare Standards in der frühkindlichen Bildung zu schaffen.

Wenn über Maßnahmen zur Fachkräftesicherung und Verbesserung der pädagogischen Qualität beraten wird, dürfen Kita- Fachkräfte nicht fehlen. Wir fordern, dass die Praxis mit ihrer Alltagsexpertise mit in Beratungen eingebunden wird. Wir Kita-Fachkräfteverbände stehen der Politik zur Verfügung.

Nehmen Sie Kontakt zu uns auf!

Positionspapier für eine bessere Kita-Politik in Berlin
in der Legislaturperiode 2023-2028

Pünktlich zur Wiederholungswahl in Berlin haben wir unser Positionspapier aktualisiert.

Schaut auch unbedingt nochmal auf unserer Seite unter „Aktionen / Bundestagswahl 2021 / Auswertung Wahlprogramme“ vorbei, denn dort haben einige Parteien Stellung genommen zu unserem Fragenkatalog.

Gewalt in Kitas – Welche Konsequenzen zieht die Politik?

Auch den Verband Sozialpädagogischer Fachkräfte Berlin bewegt das Thema „Anstieg der Gewalt in Kitas“ Wir halten die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dieser Thematik für dringend geboten.
Wenn Bundesfamilienministerin Paus davon spricht, dass es trotz Überforderung keine Gewalt in Kitas geben dürfe, wirft das für Fachkräfte aus der Praxis allerdings Fragen auf.

Ja, Gewalt in Kitas darf nicht sein. Sie ist aber da und in vielen Einrichtungen zumindest in subtiler Form präsent. Verletzendes Verhalten in Kitas beschränkt sich nicht auf die durch Recherchen des Bayerischen Rundfunks aufgedeckten Fälle.
Auch Fachkräfte aus Berlin können von unangemessenem oder übergriffigem Verhalten und auch Gewalt in Kitas berichten. Verdachtsfälle, die polizeirelevant sind, bilden dabei nur die Spitze des Eisbergs.

Viel häufiger kommen in der Praxis Formen der sogenannten Alltagsgewalt vor. Der Ton wird lauter und rauer, Kinder bekommen nicht die nötige Zeit und Assistenz, zum Beispiel beim Essen oder Anziehen, sie werden abgefertigt, es ist nicht möglich, auf ihre Bedürfnisse einzugehen oder sie erhalten nicht die notwendige Zuwendung und Unterstützung, um Konflikte zu lösen oder sich emotional zu regulieren.

Eine der Ursachen liegt sicherlich in mangelnder persönlicher Eignung und fehlender Verantwortung für bei der Ausübung des Berufs einzelner Fachkräfte. Wir stimmen der Ministerin zu, dass es wichtig ist, gut ausgebildetes Personal in Kitas zu beschäftigen. Schulungen und institutionelle Schutzkonzepte können zusätzlich zur Professionalisierung beitragen und gehören inzwischen zum Standard in den Kitas.

Eine bedeutsame und häufige Ursache für verletzendes Verhalten gegenüber Kindern sind die strukturellen Mängel im Kita-System. Sie bilden einen Nährboden für Vernachlässigung und Alltagsgewalt. Dies zeigt beispielsweise die vielbeachtete Studie „Verletzendes Verhalten in Kitas“, die von Prof. Dr. Astrid Boll und Prof. Dr. Remsperger-Kehm 2021 veröffentlicht wurde.
Große Kindergruppen in beengten Räumlichkeiten und eine schlechte Fachkraft-Kind Relation führen zu Überforderung von Kindern und Personal. Der Einsatz von Aushilfskräften, die nicht zusätzlich, sondern anstelle von pädagogisch ausgebildeten Fachkräften eingesetzt werden, erschwert ein kindorientiertes, fachliches Arbeiten.

In Berlin ist der Einsatz von sogenannten Quereinsteigern und Auszubildenden anstelle von ausgebildetem Personal in den meisten Einrichtungen Alltag. Diese Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel wie auch der Fachkräftemangel selbst führen zu weiteren Problemen, denen sich alle Verantwortlichen zum Schutz der Kinder dringend stellen müssen.
Das Kita-System ist komplex. Träger, Kommunen, Land und Bund bilden hier eine Verantwortungsgemeinschaft. Um strukturelle Mängel, die Gewalt begünstigen, zu beseitigen müssen alle Beteiligten deutlich mehr tun. Einen Alltag unter kindgerechten Bedingungen für unsere Jüngsten zu schaffen, muss erklärtes Ziel aller Verantwortlichen sein.

Es ist gut, dass Ministerin Paus ihrem Entsetzen Ausdruck verliehen hat. Wenn sie ihren Worten Taten folgen lassen will, muss sie sich für eine Erhöhung der Bundesmittel im Kita-Bereich einsetzen sowie sicherstellen, dass diese Mittel ausschließlich für eine bessere Personalisierung und Ausbildung neuer Fachkräfte genutzt werden. Chancengleichheit für die Kinder aller Bundesländer zu schaffen, Kinderrechte und Kinderschutz sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu fördern, gehören zu den Aufgaben der Bundesregierung.

Wozu brauchen wir einen Berufsverband?

Sozialpädagogische Fachkräfte aus den Bereichen Kita, Schule und der Kinder- und Jugendarbeit kamen zu unserem Austausch am 06.10.2022. Sie berichteten übereinstimmend über unzureichende Rahmenbedingungen, die den Kindern nicht gerecht werden, permanenten Personalmangel und damit einhergehende Überlastung und fehlende Anerkennung. Erzieher*innen in der berufsbegleitenden Ausbildung schilderten ihre Erfahrungen in der Praxis, wie zu wenig Zeit für Anleitung und die Notwendigkeit, von Anfang an auch allein Gruppen zu übernehmen. Vielfach geht es nur noch darum, Betreuung aufrecht zu erhalten – auf der Strecke bleiben die Bedürfnisse der Kinder und die frühkindliche Bildung. Wir thematisierten auch, worin wir uns von den Gewerkschaften unterscheiden und in welchen Bereichen es ein gemeinsames Interesse gibt. Auf jeden Fall müssen sich die Bedingungen in den sozialpädagogischen Einrichtungen schnelllstens verbessern.

Einig waren sich die Teilnehmenden, wie dringend notwendig es ist, dass wir Erzieher*innen auf diese Probleme und Missstände immer wieder aufmerksam machen und Verbesserungen einfordern. Dafür brauchen wir diesen Berufsverband, denn wir wissen genau, wie es in der Praxis aussieht.

Wir freuen uns auf das nächste Treffen am 10.11.2022.

Seid dabei und diskutiert mit, wenn wir Punkte aus unserem Positionspapier überarbeiten und die nächsten Aktionen planen.

Das Kita-System steht vor dem Kollaps – Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fordern die Politik zum schnellen Handeln auf

Vielfach wurde es diskutiert und auch wir haben uns bereits darauf bezogen.

Hier ist das von Prof. Dr. Klaus Fröhlich-Gildhoff koordinierte Positionspapier, in dem über 150 Wissenschaftler*innen aus dem Feld der frühkindlichen Bildung vor einer Beschleunigung der Abwärtsspirale der Qualität und vor einem Kollaps des Kita-Systems warnen.

Rotznasen in der Kita – Bundesministerium hilft mit Humor

Brief an das Bundesministerium für Familien, Senioren, Jugend und Familie:

Die Kita-Fachkräfte der Bundesländer sind erstaunt, mit welch kostengünstigen Ideen aus Ihrem Hause Sie uns den Alltag in den Einrichtungen erleichtern und dazu noch ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern wollen. Mit den Statements auf der Rückseite zeigen Sie außerdem noch fachlich kompetent auf, worum es in der Frühen Bildung geht: „Frühe Bildung – Gleiche Chancen“ und „große Schritte für kleine Füße“. Das bringt es auf den Punkt! Wir freuen uns, dass sich Ihr Ministerium demnach bewusst ist, welche entscheidende Rolle die ersten Lebensjahre in der Entwicklung einer „kleinen Rotznase“ spielen, bzw. dass Kitas den Grundstein der Bildungsbiografie legen und Chancengleichheit für alle Kinder ermöglichen sollen.

Wie gut es im Deutschen Kita-System läuft, kann man aktuell in allen Bundesländern beobachten. Die Ausbildung hat zu wenig Zulauf, junge Kita Fachkräfte laufen nach nur wenigen Berufsjahren davon und ältere Kollegen und Kolleginnen laufen zur Rentenberatung, weil sie es nicht mehr schaffen, die „Rotznasen“ unter den aktuellen Rahmenbedingungen bis zur Regelaltersgrenze zu betreuen, zu bilden und zu fördern.

Der Slogan auf der Packung impliziert zudem, dass Erkältungssymptome bei Kindern per se nicht problematisch und auch kränkelnde Kinder in der Kita gut aufgehoben sind. Hauptsache es läuft und gibt genügend Taschentücher, um die „Rotznasen zu putzen.“

Ihr lustiges Werbegeschenk ist geeignet, den Kita-Alltag auf vielfältige Weise zu bereichern. Zum Beispiel können U3 Kinder, die sich in der Entwicklungsphase des funktionalen Spiels befinden, beim Knüllen, Zerrupfen oder im Waschbecken schwimmen lassen, basale Erfahrungen mit dem pädagogisch wertvollen Material sammeln. Vielleicht hätten Vorschulkinder auch an einem Projekt: „Vom Baum zum Taschentuch“ Interesse und würden gern anhand des Produktes aus Ihrem Hause Kompetenzen im Bildungsbereich „Natur und Ökologie“ erwerben. Damit die „Rotznasen“ aller Bundeländer gleiche Chancen zum Forschen und Lernen erhalten, bräuchten wir neben Ihren Taschentüchern nur noch die Etablierung einer kindgerechten Fachkraft-Kind-Relation. Damit würde es dann sowas von gut laufen in deutschen Kitas!

Kindeswohlgefährdung durch Massenkindhaltung? #schwelling

Im SGBVIII Abschnitt 3 §§ 22-26 ist unmissverständlich geregelt, dass das Recht auf Betreuung nicht über dem Recht auf Bildung und Förderung steht, sondern dass es sich hier um einen Dreiklang handelt. Wer das Thema Kindeswohl und Kinderrechte ernst nimmt, kann keine Betreuung um jeden Preis fordern.

Die rote Linie, bei allem, was wir in der Kita tun, verläuft beim Thema Kindeswohl.
Aufsichts- und Fürsorgepflicht haben Kita-Fachkräfte unter allen Umständen zu
gewährleisten. Kindeswohlgefährdungen beginnen nicht erst mit Hämatomen, blutenden Wunden und körperlicher Verwahrlosung.

Kitas sind keine Aufbewahrungslager, in denen lediglich noch ein paar zusätzliche
Regalmeter geschaffen werden müssen, damit alles unter ist. Sobald das körperliche, geistige und seelische Wohl der Kinder nicht mehr vollumfänglich gewährleistet ist, kann man aus pädagogischer Sicht durchaus von einem Weltuntergang sprechen. Die Welt der Chancengleichheit, der frühkindlichen Bildung, der Möglichkeiten, sich zu entwickeln und zu entfalten ist massiv bedroht, wenn Betreuung um jeden Preis zum obersten politischen Ziel wird.

Dank an Prof. Dr. Klaus Fröhlich-Gildhoff

Frühpädagog*innen und Erziehungswissenschaftler*innen haben bereits vor Jahren personelle
Mindeststandards für eine gute pädagogische Qualität formuliert. In keinem Bundesland
werden diese Mindestanforderungen auch nur annähernd umgesetzt.

Das gesetzlich verankerte Recht der Kinder auf Bildung, Förderung und bedürfnisorientierte Betreuung muss endlich gewährleistet werden. Bewahranstalten gefährden das Kindeswohlund die kindliche Entwicklung. Für eine gute pädagogische Qualität sehen wir eine fundierte pädagogische Ausbildung als Grundvoraussetzung dafür an, dass Menschen dauerhaft in Kitas beschäftigt werden.

Danke, dass Sie hier klar und deutlich öffentlich Stellung bezogen haben. Wenn Fachpraxis und Fachwelt die Lage gleich einschätzen und sich über notwendige Maßnahmen einig sind, müssen Politik und Gesellschaft aufwachen.

Es geht um unsere Kinder und damit um die Zukunft unserer Gesellschaft.

#scharf kritisieren

Machen die Verbände unbegründet miese Stimmung?

Von Vorwürfen dieser Art können einige ehrenamtlich Engagierte aus unseren Verbänden berichten. Zuletzt äußerte sich die bayrische Familienministerin in diese Richtung.

Das große Ganze der Kita- Betreuung kann man in einem Satz zusammenfassen: Familien brauchen Kitas, die bedarfsgerechte und verlässliche Betreuung, gute frühkindliche Bildung und bedürfnisorientierte Betreuung gewährleisten. Keines dieser Ziele hat die Politik in Deutschland bisher erreicht.

Betreuung, Bildung und Förderung heißen die Schlagwörter, die nicht gegeneinander ausgespielt werden sollten.

Im quantitativen Bereich hat es in den letzten Jahren viele Fortschritte gegeben. Die Kinder kommen immer jünger in die Kita und bleiben länger am Tag. Die pädagogische Qualität wurde dagegen nie adäquat angepasst. Personalschlüssel und auch Räumlichkeiten liegen weitab der pädagogischen Mindestanforderungen. Das große Ganze im Blick zu behalten heißt, nicht kurzfristig zu handeln. Unsere Zukunft braucht Menschen, die sich in ihrer Kindheit gut entwickeln konnten, gute Bildung erfahren haben und in ihren Talenten und Begabungen gefördert wurden. Kitas mit kindgerechten Rahmenbedingungen würden hier eine gute Grundlage bieten und wären die beste Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft.

Qualitätssicherung: Brief an Bundesfamilienministerin Paus

Kein Bundesland hat trotz der Gelder aus dem „Gute-Kita-Gesetz“ die Schwellenwerte für den Fachkraft-Kind-Schlüssel flächendeckend umgesetzt. In den meisten Bundesländern werden Kita-Kinder mit Betreuungsschlüsseln betreut, die weit unterhalb dieser Werte liegen. Auch im Hinblick auf die Schulkindbetreuung in Schülerhorten wären verbindliche Mindeststandards bezüglich kindgerechter Personalschlüssel und Räumlichkeiten wichtig.

Kindertagesbetreuung endet nicht mit dem Schuleintritt.

Das Kita-System ist überlastet. Schlechte Arbeits- und Rahmenbedingungen verschärfen seit Jahren den immer weiter zunehmenden Fachkräftemangel. Es finden sich nicht genug junge Leute, die in der Kita arbeiten wollen und altgediente Kräfte verlassen resigniert das Arbeitsfeld. Gute frühkindliche Bildung und bedürfnisorientierte Betreuung sind unter diesen Bedingungen nur eingeschränkt leistbar.

Ein Kita-Qualitäts-Gesetz, das seinem Namen gerecht wird, muss daher den Schwerpunkt auf kindgerechte Betreuungsschlüssel richten. Langfristig wird man dem Fachkräftemangel nur begegnen können, wenn die Arbeitsbedingungen gewährleisten, dass Kita-Fachkräfte ihren Aufgaben und Anforderungen im Sinne der Kinder gerecht werden können.

Kinder im Kleinkind- und Kindergartenalter lernen im Kontext von Beziehung. Gute Frühpädagogik braucht Zeit, mit den Kindern die Welt zu entdecken, ihre Fragen und Interessen aufzugreifen und daraus mit den Kindern spannende Angebote und Projekte zu entwickeln. Auch Sprachförderung gelingt dann am besten, wenn Fachkräfte sich den Kindern zuwenden können, Zeit zum Zuhören haben und die Tätigkeiten der Kinder sprachlich begleiten können.